Biografie

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Taneda Santōka, KI nach einem Originalfoto

Taneda Santōka wurde am 3. Dezember 1882 im Dorf Nishisabarei geboren, als Sohn einer seinerzeit wohlhabenden Familie. Er starb am 11. Oktober 1940 in der Stadt Matsuyama. Sein Geburtsname lautete Taneda Shōichi, wobei, wie in Japan üblich, Taneda der Familienname ist.

Taneda (種田) bedeutet wörtlich »Saatfeld« oder »Feld für Saatgut«. Man erkennt es in dem Kanji-Zeichen das wie ein Windows-Logo aussieht. Das ist ein Reisfeld.

Seinen Künstlernamen Santōka (山頭火) wählte er 1911, abgeleitet aus dem chinesischen Kalender und bedeutend „Feuer auf dem Gipfel“ oder metaphorisch „Feuerstätte einer Kremation“.

1892 stürzte sich Santōkas Mutter in den Familienbrunnen, während ihr Ehemann sich mit einer seiner Geliebten auf einem Amüsierausflug befand. Für den elfjährigen Santōka war es eines der größten Traumata seines Lebens, als er miterlebte, wie der leblose Körper seiner Mutter aus dem alten Brunnen gezogen wurde. Er hat dieses Ereignis nie überwunden, und auf all seinen späteren Wanderungen, bei denen er seine Besitztümer in zwei kleinen Bambuskoffern mit sich trug, hatte er stets das Totentäfelchen seiner Mutter dabei. In jeder noch so bescheidenen Hütte, in der er übernachtete, stellte er es an einen Ehrenplatz.

nichts blieb
außer der Totentafel –
ich verneige mich

Nach dem Tod der Mutter wuchs Santōka bei seiner Großmutter auf. 1902 begann er ein Studium der Literatur in Tokio. Er brach dieses jedoch 1904 wegen seines zunehmendes Alkoholkonsums und einer wohl damit verbundenen nervlichen Krise ab.

1911 begann er literarische Übersetzungen von Turgenjew und Maupassant zu veröffentlichen und schloss sich einer Haiku-Gruppe an (der Kaki-Klub). Ab 1913 wurde er Schüler des Haiku-Reformers Ogiwara Seisensui und prägte fortan den Stil des freien Haiku mit, das keine festen Silbenregeln oder saisonale Schlüsselwörter mehr kennt.

Er lebte von Almosen, die er erbettelte, von Gaben der Freunde und Bewunderer seiner Haiku; von Geld, das er sich lieh oder von Frau und Sohn geschickt bekam. Seine Familie hatte nach dem wirtschaftlichen Niedergang der Sake-Brauerei seines Vaters ab 1916 ihr gesamtes Vermögen verloren. In der Folge scheiterte auch seine Ehe, und Santōka verließ Frau und Sohn 1919, um Arbeit in Tokio zu suchen. Die Ehe wurde 1920 geschieden.

1924 unternahm er einen Selbstmordversuch. Er stellte sich angetrunken vor eine fahrende Straßenbahn. Die Sache ging glücklicherweise schief. Nach dieser Aktion brachte man ihn zu einem buddhistischen Tempelvorsteher, der ihm wieder auf die Beine half. Eine folgenschwere Begegnung, Santōka blieb, erhielt die Priesterweihe und entschied sich schließlich umherziehender Bettelmönch zu werden. Sein Mönchsname war Kōho.

Er unternahm zahlreiche Reisen und Wanderungen durch Japan, bei denen er über 40 Tausend Kilometer zurückgelegt haben soll.

Das 1952 wiederaufgebaute Issōan ist der Ort, an dem Taneda Santōka seine letzten 300 Tage verbrachte. Nach seinen langen Wanderungen fand er hier Zuflucht und schrieb weiter neue Haiku. Issōan (Englisch: Issōan Hermitage) bedeutet wörtlich »Ein-Gras-Hütte«. Sie kann heute in Matsuyama besichtigt werden – oder per Google Streetview.

Am Ende umgebracht hat ihn mit 57 Jahren nicht die Arbeit, auch nicht das unruhige und ungesunde Streunerleben, das auch ein bisschen, aber der Alkohol, der war’s. Das Haiku hielt ihn bis dahin am Leben. Er hinterließ sieben Gedichtsammlungen und zahlreiche Tagebücher, die heute seinen literarischen Nachlass bilden.