Was trinkt man zu Santōkas Haiku?

Was trinkt man zu Santōkas Haiku?

Taneda Santōka führte ein unkonventionelles Leben, geprägt von Armut, Wanderschaft und seiner Vorliebe für Sake. Doch hinter dieser vermeintlichen Faulheit und der Alkoholsucht steckt eine tiefe Verbindung zur Einfachheit und Direktheit, die sich in seiner Dichtung spiegelt. Was bedeutet das ganz praktisch?

Sake und klares Wasser sind definitiv die beiden passendsten Getränke, das ergibt sich aus dem was wir von ihm gelesen haben. Es gibt aber noch mehr, wenn wir sein Werk und seine asketische Lebensweise genauer betrachten.

Sake

Unumgänglich. Santōka war Alkoholiker und Sake taucht in vielen seiner Haiku auf, oft in einem melancholischen, resignierten Ton. Angesichts seiner Verhältnisse war das kein edler, teurer Wein, sondern vermutlich ein billiges Gebräu aus Reis, vielleicht sogar verdünnt mit Wasser. Er trank nicht aus Genuss, sondern um die Einsamkeit, den Schmerz und das rastlose Leben zu ertragen.

Klares Wasser

Regen, Flüsse, Quellen, Tautropfen. Ein reisender Mönch hat oft nichts außer Wasser dabei, wenn überhaupt. Es ist purer, erdverbundener als Sake, und vielleicht der eigentliche Gegensatz. Das Geräusch von Wasser ist in vielen Haiku präsent:

Grüner Tee

Möglicherweise als seltener Genuss in Tempeln zu bekommen. Einfacher, leicht bitterer Sencha würde am besten passen, nicht aber süßer Matcha. Tee als Moment der Stille, eine Pause auf dem Weg.

Regenwasser

Santōka lief oft durch Regen, hatte wenig Schutz, abgesehen von seinem Bambushut. In seinen Haiku nimmt er den Regen ohne Klage, einfach als Teil des Lebens. Es ist kein Getränk im klassischen Sinn, aber er hat es sicher oft direkt aus den Händen getrunken.

Flusswasser

Noch ungezähmter als Regenwasser. Der Fluss als Bild für das ständige Unterwegssein, den Fluss des Lebens. Vielleicht hat er oft mit den Händen daraus geschöpft.

Reissuppe

Kein klassisches Getränk, aber sehr flüssig und das einfachste Essen für Mönche, Kranke und Wanderer. Mild, warm, nährend, das gerade Gegenteil von Sake. Vielleicht wurde ihm in Tempeln eine Schale gereicht.

Kräuteraufguss

Kein aufwendiger Tee, sondern etwas mit Blättern oder Gräsern aufgegossenes Wasser. Bitter, erdig, beruhigend.

Santōka hätte nie nach etwas Besonderem verlangt. Er trank, was da war. Wasser, wenn es regnete. Sake, wenn jemand ihn spendierte. Tee, wenn er in einem Tempel zu Gast war.